April 2002

020415

ENERGIE-CHRONIK


Rasanter Zuwachs bei Windkraftanlagen

Die Windkraft hat sich im ersten Quartal des Jahres 2002 noch rasanter entwickelt als in den Jahren zuvor. Nach Angaben des Bundesverbands WindEnergie wurden allein in diesen drei Monaten 353 Windkraftanlagen (WKA) mit einer Nennleistung von insgesamt 457 Megawatt (MW) errichtet. Ende März waren bundesweit knapp 11.800 WKA mit einer Nennleistung von rund 9.200 MW installiert. Der Verband erwartet bis zum Jahr 2010 eine installierte Nennleistung von über 22.500 MW in Deutschland, darunter die ersten Offshore-Projekte (011119).

Weltweit waren Ende 2001 rund 25.000 MW installiert. Davon entfielen 8.754 MW auf Deutschland, 4.258 MW auf die ISA, 3.337 MW auf Spanien, ca. 2.500 MW auf Dänemark und ca. 1.500 MW auf Indien.

Bei der regionalen Verteilung der Windkraft-Leistung in Deutschland (siehe 011016) führt weiterhin Niedersachsen mit 2.562,5 MW, gefolgt von Schleswig-Holstein (1.065,1 MW) und Nordrhein-Westfalen (1.065,1 MW).

Neu errichtete Anlagen haben derzeit eine durchschnittliche Nennleistung von über 1,2 MW. Die einzelnen Anlagen sind damit heute etwa achtmal leistungsstärker als noch vor zehn Jahren (siehe Grafik).

Marktführer bei Windkraftanlagen war im ersten Quartal 2002 die Firma Enercon (Aurich) mit einem Anteil von 51,4 Prozent an der neu installierten Leistung. Auf Platz zwei folgte mit einem Marktanteil von 14.4 Prozent die Firma Enron Wind (Salzbergen), die früher Tacke hieß (971019) und als Folge der Enron-Pleite von General Electric übernommen werden soll. Die übrigen Marktanteile entfielen auf Vestas Deutschland (8,0 %), DeWind AG (6,77 %), Nordex AG (6,08 %) REpower Systems AG (2,30 %) und sonstige (0,33 %).

Installierte Nennleistung, Anzahl und Größe von Windkraftanlagen (WKA)

 
Nennleistung insgesamt
in MW
Anzahl 
Nennleistung pro WKA in kW
 
Alle WKA
Zubau
Alle WKA
Zubau
Alle WKA
Zubau
1990
68
41
54
255
123,2
160,8
1991
110
42
806
258
135,9
162,8
1992
183
74
1211
405
151,1
181,5
1993
334
155
1791
586
186,0
264,3
1994
643
309
2617
834
245,7
370,6
1995
1137
505
3655
1070
310,9
472,2
1996
1546
428
4326
806
357,5
530,6
1997
2082
534
5193
849
400,8
628,9
1998
2875
793
6205
1010
463,3
785,6
1999
4445
1568
7875
1670
564,4
938,7
2000
6095
1665
9359
1490
651,2
1117,6
2001
8754
2659
11438
2079
765,3
1279

Quelle: Bundesverband WindEnergie

Der Boom der Windkraft in Deutschland begann 1991 mit dem Stromeinspeisungsgesetz. Es garantierte den Einspeisern von Windstrom Vergütungen, die prozentual an die Durchschnittserlöse der Stromversorger gekoppelt waren. Deshalb ging die Höhe der Vergütung zurück, als  die Erlöse der Stromversorger rückläufig waren (990739, 991023). Einen neuen Schub erhielt die Windkraft durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das Anfang 2000 in Kraft trat (  000201) und genau kalkulierbare Einspeisevergütungen gewährt. Gemäß EEG wird Strom aus Wind im Jahr 2002 mit 9 Cent/kWh vergütet.

Windkraft ersetzt kaum Kraftwerkskapazitäten

Die derzeit installierte Nennleistung von 8754 MW entspricht rechnerisch der Leistung von sechs bis sieben Kernkraft-Blöcken. Die Nennleistung von Windkraftanlagen wird jedoch nur bei günstigen Windverhältnissen ausgenutzt, weshalb sich der faktische Beitrag zur Stromversorgung stark reduziert: Im Jahr 2000 belief sich die Einspeisung von Windkraftanlagen ins Netz der Stromversorgung auf 9.513 Millionen Kilowattstunden. Die Windkraft deckte damit einen Anteil von 1,91 Prozent am Stromverbrauch.

Wegen der intermittierenden Einspeisung können Windkraftanlagen kaum andere Kraftwerkskapazitäten ersetzen. In windreichen Gebieten klagen die Netzbetreiber bereits über Regelprobleme. Sie müssen um so größere Reserven bereithalten, je größer der Anteil an Windstrom-Einspeisung ist. Der für den Ausgleich benötigte Strom ist relativ teuer, da er von Spitzen- und Mittellastkraftwerken erzeugt werden muß.

Enercon baut Windkraftanlage mit 4,5 MW

Die Firma Enercon will bei Magdeburg den Prototyp der bislang weltweit leistungsstärksten Windkraftanlage errichten: Die "E-112" hat eine Nabenhöhe von 120 Metern, der Rotor einen Durchmesser von 112,8 Meter. Der Generator verfügt über eine Nennleistung von 4,5 MW. Wie bei anderen Enercon-Anlagen soll er ohne störanfälliges Getriebe (000920) direkt vom Rotor angetrieben werden (Handelsblatt, 10.4.).