Juli 2009 |
090715 |
ENERGIE-CHRONIK |
Joschka Fischer (61) berät jetzt RWE und OMV beim Bau der Nabucco-Pipeline (090703). Wie RWE am 6. Juli mitteilte, erhielt der ehemalige Außenminister von den beiden Energiekonzernen einen Vertrag, der zunächst bis Ende 2010 befristet ist. Fischer werde seine langjährige außen- und energiepolitische Erfahrung dafür einsetzen, die politische Unterstützung für das Projekt zu vertiefen und entsprechende Initiativen zu koordinieren. Er werde sich dabei auf die Kontaktpflege und den Dialog mit der politischen Führungsebene der für die Umsetzung des Nabucco-Projekts relevanten Länder konzentrieren. Nach Informationen des "manager magazin" erhält Fischer für seine Dienste ein jährliches Zubrot in sechsstelliger Höhe.
Damit verdingt sich auch der Vizekanzler der ehemaligen rot-grünen Bundesregierung bei einem Pipeline-Projekt. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte sich schon Ende 2005, ohne Einhaltung einer Schamfrist, vom Kreml als Aufsichtsratsvorsitzender der Ostsee-Pipeline anstellen lassen (051202). Im Unterschied zu Schröder steht Fischer allerdings nicht auf der Gehaltsliste der russischen Gazprom, sondern befördert ein konkurrierendes Projekt, mit dem die EU die Abhängigkeit Europas von russischem Erdgas mindern will.
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Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (38) hat zumindest medial mehr Erfolg als sein Vorgänger Michael Glos, den er vor einem halben Jahr als Bundeswirtschaftsminister ablöste (090210). Nach Feststellung der Forschungsgruppe Wahlen liegt er auf einer Punkteskala, die von minus 5 bis plus 5 reicht, bei plus 2,1 und ist damit der angesehenste Politiker der Bundesrepublik. Erst dann folgen andere Politiker wie die Kanzlerin Merkel (2,0), Finanzminister Steinbrück (1,1) und der SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier (1,0). Unklar bleibt, auf welche sachlichen Leistungen sich dieses hohe Ansehen stützen könnte. Aber da es darauf ohnehin nicht so sehr ankommt, dürfte dem medialen Senkrechtstarter in einer unionsgeführten Bundesregierung schon mal ein Platz am Kabinettstisch sicher sein.
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Andreas Troge (59) wurde am 28. Juli aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet, nachdem er 14 Jahre lang das Umweltbundesamt (UBA) geleitet hatte. Zum Abschied kritisierte das CDU-Mitglied den Atomkurs seiner Partei und sprach sich gegen längere Laufzeiten für Kernkraftwerke aus. Wer die Kernkraftwerke sechs oder acht Jahre länger am Netz lassen wolle, schade dem inneren Frieden in Deutschland. Es verschlage ihm geradezu die Sprache, wenn CDU-Mitglieder die Kernenergie als "Ökoenergie" bezeichneten.
Auch während seiner Amtszeit hat Troge deutliche Worte nicht gescheut. So bezeichnete er schon mal die Stromwirtschaft als "Flaschenhals auf dem Weg zu einer dauerhaft umweltgerechten Nutzung von Energie" (980918) oder warf ihr "unhygienische Argumentation" gegen die Einführung des Emissionshandels vor (020603)
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Pierre Gadonneix (66), Chef des französischen Strommonopolisten EDF, ist bei der politischen Führung des Landes ins Fettnäpfchen getreten und kann deshalb nicht mehr auf eine Verlängerung seines Vertrags hoffen, der im November ausläuft. In einem Interview mit der Illustrierten "Paris Match" hatte er Anfang Juli eine Strompreiserhöhung um 20 Prozent binnen drei Jahren gefordert, damit die EDF aus ihrer Verschuldung herauskommen könne, und eine Verringerung der Investitionen angekündigt, falls die Regierung die Erhöhung nicht genehmige. Über die Höhe der Strompreise entscheidet in Frankreich aber noch immer die Regierung, nicht die EDF. Die Kilowattstunde kostet den Verbraucher in Frankreich deshalb auch nur fast halb soviel wie in Deutschland. Kritiker werfen dem EDF-Chef nun vor, er wolle die überhöhten Kaufpreise für die Übernahme der Kernkraftwerksbetreiber British Energy (080903) und Constellation Energy (081214) den Stromverbrauchern aufbürden.
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Peter Vest (46), bisher Chef der EnBW-Vertriebstochter Yello, verläßt den Konzern zum 1. September auf eigenen Wunsch. Er will sich "neuen Herausforderungen in Marketing und Vertrieb" widmen. Vest war 2003 als Ersatz für Michael Zerr eingestellt worden, nachdem sich der Yello-Chef erkühnt hatte, anderer Meinung als der damalige Konzernboß Utz Claassen zu sein und auf der Stelle gefeuert worden war (030806). Im Unterschied zu Zerr scheint er nun tatsächlich auf eigenen Wunsch zu gehen und das Verhältnis zum neuen Konzernchef Hans-Peter Villis (070708) nicht getrübt sein. Zuletzt hat Vest das nach wie vor eher schleppende Geschäft bei Yello durch die Ausweitung auf Gaskontrakte und elektronisches Meßwesen zu beleben versucht (071012). Seine Nachfolge sollen nun Tobias Canz, Uli Huener und Martin Vesper antreten. Canz und Huener sind bisher noch Geschäftsführer der EnBW Vertriebs- und Servicegesellschaft. Vesper bleibt bei Yello für den operativen Geschäftsbetrieb und technische Innovationen zuständig.
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Dieter Steinkamp (49) ist seit Mitte Juni neuer Vorsitzender des Vorstands der RheinEnergie. Er folgt auf Rolf Martin Schmitz, der Anfang des Jahres in den Vorstand der RWE-Holding berufen wurde (090205). Steinkamp gehörte dem Vorstand der RheinEnergie seit rund zwei Jahren an. Er war dort für das Ressort Energiebeschaffung und Vertrieb verantwortlich. Zuvor war er im Vorstand der Stadtwerke Krefeld AG.