Dezember 2016 |
161214 |
ENERGIE-CHRONIK |
In den vergangenen sechs Jahren nahm die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen jeweils um 6,7 bis 17,8 Prozent zu. In diesem Jahr fällt der Zuwachs mit 2,1 Prozent vergleichsweise bescheiden aus. Man muß bis ins Rezessionsjahr 2009 zurückgehen, um einen ähnlich schwachen Anstieg zu finden. |
Der Primärenergieverbrauch in Deutschland erreichte 2016 eine Höhe von 13.427 Petajoule (PJ) oder 458,2 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten (Mio. t SKE). Das entspricht einer Zunahme um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei kam es bei Kernenergie und Kohle zu deutlichen Rückgängen. Den größten Teil der Lücke, die dadurch entstand, füllte jedoch der fossile Energieträger Erdgas mit einem Verbrauchszuwachs um 10,2 Prozent. Auch Mineralöl konnte um 1,8 Prozent zulegen. Der Beitrag der Erneuerbaren vergrößerte sich dagegen nur um 2,9 Prozent. Bei der Stromerzeugung betrug das Plus der Erneuerbaren sogar nur 2,1 Prozent, während es 2015 noch gut 16 Prozent waren.
Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, die am 20. Dezember diese vorläufigen Daten für das Jahr 2016 veröffentlichte, begründete den Zuwachs des Primärenergieverbrauchs mit der gegenüber dem Vorjahr kälteren Witterung sowie dem zusätzlichen Schalttag, der anhaltend positiven wirtschaftlichen Entwicklung und dem Bevölkerungszuwachs. Ohne den Einfluß der Witterung wäre der Energieverbrauch gegenüber dem Vorjahr nur um etwa ein Prozent gestiegen. Gedämpft wurde der Verbrauchsanstieg durch weitere Verbesserungen bei der Energieeffizienz.
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Der Verbrauch an Steinkohle sank um vier Prozent auf 1.635 PJ oder 55,8 Mio. t SKE. Dabei verringerte sich der Einsatz in Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung um 6,2 Prozent. Der Einsatz von Koks und Kohle in der deutschen Stahlindustrie blieb weitgehend unverändert. Insgesamt entfallen rund zwei Drittel des gesamten Verbrauchs an Steinkohle in Deutschland auf die Stromerzeugung. Der Rückgang bei der Steinkohleverstromung ist auf die erhöhte Stromerzeugung aus Erdgas sowie die gestiegene Einspeisung von Strom aus Offshore-Windenergieanlagen zurückzuführen.
Der Verbrauch an Braunkohle verringerte sich um 2,6 Prozent und erreichte eine Höhe von 1.525 PJ beziehungsweise 52,0 Mio. t SKE. Rund 90 Prozent der Förderung werden in Kraftwerken zur Erzeugung von Strom und Wärme eingesetzt. Die Stromerzeugung aus Braunkohle verringerte sich infolge geringerer Kraftwerksverfügbarkeit in ähnlicher prozentualer Größenordnung wie die Produktion.
Bei der Kernenergie gab es ein Minus von 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was auf mehrere planmäßige Kraftwerksrevisionen und die Außerbetriebnahme des Kraftwerks Grafenrheinfeld Mitte 2015 zurückzuführen ist.
Der Erdgasverbrauch erhöhte sich dagegen kräftig um gut zehn Prozent auf 3.043 PJ beziehungsweise 103,8 Mio. t SKE. Ursachen des Verbrauchsanstiegs waren die - vor allem im letzten Quartal - kühlere Witterung gegenüber 2015 sowie der Mehreinsatz von Erdgas in den Kraftwerken, besonders in Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung. Außerdem gingen neue Gaskraftwerke in Betrieb.
Der leichte Zuwachs der erneuerbaren Energien um insgesamt 2,9 Prozent auf 1.692 PJ oder 57,7 Mio. t SKE ist auf Offshore-Windkraft, Biomasse und Wasserkraft zurückzuführen. Bei der Biomasse kam es zu einem Plus von drei Prozent. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft (ohne Pumpspeicher) nahm sogar um 13 Prozent zu, was aber nicht auf einen entsprechenden Zubau an Kapazitäten verweist, sondern sich im Rahmen der wetterbedingten jährlichen Schwankungen bewegt. Der kräftige Anstieg der Offshore-Windkraft um 56 Prozent ist dagegen auf die vermehrte Inbetriebnahme von Windkraftanlagen vor der Küste zurückzuführen. Zugleich erzeugten allerdings die landgestützten Windkraftanlagen fast sechs Prozent weniger Strom. Per Saldo ergibt sich deshalb für die Windenergie insgesamt nur ein leichte Zunahme um ein Prozent. Der Beitrag der Solarenergie (Photovoltaik und Solarthermie) verringerte sich um ein Prozent.
Der Mineralölverbrauch lag 2016 mit einem Zuwachs von 1,8 Prozent etwas höher als im Vorjahr. Der Verbrauch betrug insgesamt 4.562 PJ oder 155,8 Mio. t SKE. Zu dieser Entwicklung trug insbesondere der um 4,5 Prozent gestiegene Verbrauch an Dieselkraftstoff bei. Der Absatz von Flugkraftstoff lag ebenfalls im Plus und erhöhte sich um 4 Prozent. Demgegenüber blieb der Absatz von Ottokraftstoff praktisch unverändert. Beim leichten und schweren Heizöl ging der Absatz jeweils um drei Prozent zurück. Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie fielen um knapp ein Prozent.
Die Zahlen zur Entwicklung des Primärenergie-Verbrauchs dürfen nicht auf die Goldwaage gelegt werden (siehe Hintergrund). Die vorliegenden Daten scheinen aber immerhin eine langfristige Minderung des deutschen Energieverbrauchs zu belegen, wobei jedoch in den vergangenen drei Jahren wieder ein Anstieg zu verzeichnen ist. |
Die energiebedingten CO2-Emissionen stiegen nach ersten Schätzungen der
AG Energiebilanzen um 0,9 Prozent. Durch den Verbrauchsrückgang bei Stein-
und Braunkohle ergab sich zwar eine Minderung, die aber durch den höheren
Erdgas- und Mineralölverbrauch mehr als ausgeglichen wurde. Bereinigt man
die Daten um den Witterungseinfluß und den Schalttag, beträgt die
Zunahme beim CO2-Ausstoß nur 0,6 Prozent. In jedem Falle werden damit
aber die im "Klimaschutzbericht 2015" der Bundesregierung geäußerten
Prognosen (161206) noch unwahrscheinlicher.
Der Ausfuhrüberschuß beim Stromaustausch mit dem Ausland nimmt seit 2012 ununterbrochen zu und erreichte in diesem Jahr mit 55,5 Terawattstunden seinen vorläufigen Höchststand. |
Die Struktur des Energieverbrauchs (Energiemix) in Deutschland wird weiterhin vom Mineralöl (34 Prozent) geprägt. Erdgas deckt infolge seines Zuwachses jetzt knapp 23 Prozent des Verbrauchs. Die Steinkohle kommt auf einen Anteil von gut 12 Prozent und auf die Braunkohle entfallen rund 11 Prozent. Die erneuerbaren Energien steigerten ihren Anteil leicht auf aktuell 12,6 Prozent (siehe Grafik).
Deutlich erhöht hat sich 2016 der Ausfuhrüberschuß beim Stromaußenhandel.
Gegenüber dem Vorjahr stieg er um sieben Prozent auf 55,5 Terawattstunden.
Der seit 2012 ununterbrochen steigende Exportüberschuß hat damit
eine weitere Rekordmarke erreicht. Die AG Energiebilanzen erklärt dies
mit ungeplante Einbußen der französischen Stromerzeugung, die durch
Bezüge aus Deutschland ausgeglichen wurden.