März 2022

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ENERGIE-CHRONIK



Der enorme Preisanstieg begann in der ersten März-Woche. In den folgenden drei Wochen haben sich dann die Überschüsse der Mineralölkonzerne gegenüber dem Vormonat mehr als verdoppelt.

Spritpreise auf Rekordhöhe – Diesel noch teuerer als Super

Im Zusammenhang mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine haben die Spritpreise im März an den Tankstellen noch nie dagewesene Rekordhöhen erreicht. Zum ersten Mal kostete der Liter Treibstoff mehr als zwei Euro. Der Preis für Diesel, der bislang aufgrund der steuerlichen Begünstigung fast immer deutlich unter dem von Benzin lag, überstieg dabei sogar den für Super und Super E10. Dieses Phänomen lässt sich nicht mehr bloß mit der engen Verwandtschaft von Diesel und Heizöl erklären, die regelmäßig in der kalten Jahreszeit die Gesamtnachfrage nach diesen Raffinerieprodukten erhöht und dadurch den Preisabstand zum Benzin verringert. Als Hauptursache wurde deshalb genannt, dass der deutsche Bedarf an Diesel bisher zu zehn Prozent aus Russland importiert worden sei und nun nicht mehr in der gewohnten Weise zur Verfügung stehe. Wie weit das stimmt, weiß allerdings nur die Mineralölindustrie.

Preisanstieg hat Überschüsse der Mineralölkonzerne mehr als verdoppelt

Skepsis ist vor allem gegenüber den Preisen angebracht, die an den Tankstellen für Diesel und Benzin verlangt wurden. Zeitlich folgten sie zunächst dem Anstieg des Ölpreises. Dann vollzogen sie dessen Wiederabsinken aber nur teilweise nach, wobei die Anbieter in der zweiten März-Hälfte ihre Überschüsse mehr als verdoppeln konnten (siehe Grafik 1). Wie absurdes Theater mutet dabei das mehrfach am Tag wechselnde Auf und Ab der angezeigten Spritpreise an, das den Eindruck erwecken soll, als ob die Mineralölkonzerne im Stundentakt und mit der Genauigkeit von einem Zehntelcent die Rohölpreise oder andere handfeste betriebswirtschaftliche Faktoren neu berechnen würden.

"Oligopol am Kraftstoffmarkt ist seit langem ein strukturelles Problem"

Am 16. März ließ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wissen, dass er das Bundeskartellamt gebeten habe, die Benzin- und Dieselpreise sehr genau zu beobachten und bei jeglichem Hinweis auf mißbräuchliches Verhalten tätig zu werden. "Die Oligopolsituation am deutschen Kraftstoffmarkt ist seit langem ein strukturelles Problem", erklärte Habeck. "Es darf nicht sein, dass Unternehmen aus der jetzigen Situation unangemessene Gewinne schlagen. Wenn es dafür Hinweise geben sollte, etwa auch beim Vergleich mit den Preisbewegungen in anderen EU-Ländern, werden wir gesetzgeberische Maßnahmen vorbereiten, um dem Bundeskartellamt eine bessere Marktüberwachung bei den Kraftstoffen zu ermöglichen."

Kartellamt kennt nur die Preise für Sprit, nicht aber die Mengen

Diesen Ball griff der Kartellamtspräsident Andreas Mundt gerne auf. "Eine gesetzliche Verpflichtung der Marktteilnehmer, auch Mengendaten an die Markttransparenzstelle zu liefern, würde die Aussagekraft unserer Daten deutlich verbessern", erklärte er in einer Stellungnahme vom selben Tag. Derzeit erhalte die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe zwar alle Preisdaten der Mineralölgesellschaften, aber keine Angaben zu den jeweils abgegebenen Mengen. Mundt unterstrich, dass die Beobachtung der Spritpreis-Entwicklung alle Marktstufen umfassen müsse, vom Rohölmarkt über die Raffinerien und den Großhandel bis zu den Tankstellenbetreibern.

Rohölpreis stieg binnen acht Tagen um 30 Prozent

Die Spritpreise bewegten sich schon seit Monaten auf einem sehr hohen Niveau. So kostete im November der Liter Super E10 durchschnittlich 1,68 Euro und Diesel 1,56 Euro. Im Februar waren es 1,74 bzw. 1,66 Euro. Der russische Überfall auf die Ukraine hatte bis Ende Februar noch keine signifikanten Auswirkungen. Anfang März setzte dann aber ein neuer Preisschub ein, der den Preis für Super E10 bis zur dritten Märzwoche auf 2,153 Euro und den für Diesel sogar auf 2,243 Euro hochtrieb. Auslöser war der Rohölpreis, der zum Beispiel das Barrel Brent, das am 28. Februar noch 90 Euro kostete, bis 8. März auf 117,39 Euro verteuerte. Das entsprach einem Anstieg um gut dreißig Prozent binnen acht Tagen.

Auslöser war das erwartete Öl-Embargo der USA gegen Russland

Der weitere Anstieg des Rohölpreises war anscheinend hauptsächlich auf die Ankündigung der USA zurückzuführen, einen totalen Einfuhrstopp für Ol und Gas aus Russland zu verhängen. Nachdem US-Präsident Biden diese Entscheidung am 8. März bekanntgegeben hatte, ging der Ölpreis wieder deutlich zurück, blieb aber über dem vorherigen Niveau (siehe Grafik 2). Die USA verfügen nämlich über ausreichende Kapazitäten, um den Wegfall von Rohöl und Raffinerieprodukten aus Russland auszugleichen, die weniger als vier Prozent ihres Bedarfs ausmachen. Sie sind damit in einer beneidenswerten Situation gegenüber der EU und Deutschland, die in diesem Bereich fast ganz von Importen abhängen.

Saudis sind noch immer nicht zu einer Ausweitung der Förderung bereit

Hinzu hat der Preisanstieg die teure Fracking-Technik der US-Ölproduzenten so lohnend wie noch nie gemacht. Um den US-Frackern das Geschäft zu verderben, müsste der Ölpreis wesentlich niedriger sein, was eine entsprechende Ausweitung der Förderung durch das Opec-Kartell voraussetzt. Dazu ist aber Saudi-Arabien als Anführer des Opec-Kartells weiterhin nicht bereit, weil es in der gegenwärtigen Situation lieber den Verlust von Marktanteilen als Einbußen bei den Staatseinnahmen riskiert. Ähnlich dürfte das Russland sehen, das in der Opec-Plus-Runde die zweite Führungsmacht ist. Wegen der westlichen Embargo-Politik hat der Kreml momentan eher Schwierigkeiten, seine Ölfördermengen in gewohnter Weise zu vermarkten. Mit der gebremsten Ölförderung erweisen deshalb die Araber zugleich ihrem klammen Kartellpartner Putin einen Freundschaftsdienst.

 


Der Preis für Rohöl erreichte am 8. März seinen Höhepunkt mit 117,39 Euro pro Barrel (Brent), um dann bis 16. März wieder auf 88,97 Euro abzusinken. An diesem Tag verwirklichte US-Präsident Biden seine Ankündigung, einen Einfuhrstop für Öl und Gas aus Russland zu verhängen. Der spekulativ getriebene Preis ging dann aber wieder zurück,
da Öl und Raffinierieprodukte aus Russland weniger als vier Prozent des US-Bedarfs ausmachten und die EU nicht mitzog.

 

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