Juli 2023 |
230714 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Turbulenzen um die Neubesetzung des Chefpostens bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) enden mit einer weiblichen Doppelspitze: Wie die Agentur am 26. Juli mitteilte, wird Corinna Enders (46) mit Wirkung zum 23. Oktober zur neuen Vorsitzenden der dena-Geschäftsführung bestellt. Die Juristin werde die dena gemeinsam mit Kristina Haverkamp führen, deren Vertrag als stellvertretende Dena-Geschäftsführerin bereits im Frühjahr 2023 verlängert wurde.
Die neue Dena-Chefin Corinna Enders Foto: dena
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Derzeit ist Corinna Enders noch Geschäftsführerin der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH, die sich wie die dena im Eigentum des Bundes befindet. Ihre Vertragslaufzeit beträgt drei Jahre. Sie ist Bundesbeamtin und wird für die Laufzeit ihres neuen Geschäftsführungsvertrages beurlaubt, wie das bereits für ihre Tätigkeit bei der ZUG gGmbH der Fall war. Zuvor war sie zwischen 2016 und 2017 sowie von 2008 bis 2012 in verschiedenen Funktionen im Bundesumweltministerium tätig. Im Zeitraum 2012 bis 2016 arbeitete sie als Stellvertretende Ständige Vertreterin beim Umweltprogramm (UNEP) und beim Siedlungsprogramm (UN-Habitat) der Vereinten Nationen an der Deutschen Botschaft in Nairobi, Kenia.
Ursprünglich hatte der Dena-Aufsichtsrat den Grünen-Politiker Michael Schäfer an die Spitze der bundeseigenen Agentur berufen, nachdem dieser von einer dreiköpfgen Findungskommission des Bundeswirtschaftsministeriums ausgewählt worden war, die aus dem zuständigen Referatsleiter, dem Staatssekretär Patrick Graichen sowie Kristina Haverkamp von der Dena bestand. Als bekannt wurde, dass Schäfer nicht bloß ein Parteifreund von Graichen war, sondern auch bei dessen Hochzeit als Trauzeuge fungierte, bauschten AfD und Union dies mit Hilfe geneigter Medien zu einem Pseudo-Skandal wegen angeblicher "Clan-Kriminalität" auf, der vor allem auf den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zielte, als dessen rechte Hand der Staatssekretär galt (230413). Da sich noch weitere Ungeschicklichkeiten Graichens bei der Trennung von privater und amtlicher Sphäre herausstellten, sah Habeck sich genötigt, ihn zu entlassen, während Michael Schäfer freiwillig und ohne Abfindung auf den Chefposten bei der Dena verzichtete, obwohl er dafür qualifiziert gewesen wäre (230503).
Vor diesem Hintergrund wurde die Führungsposition Mitte Mai erneut öffentlich
ausgeschrieben, worauf rund 130 Bewerbungen eingingen, die von einer beauftragten
Personalagentur gesichtet, kontaktiert, bewertet und zu einer Empfehlungsliste
zusammengestellt wurden. Aus dieser Liste wählten die Mitglieder der Findungskommission
die Kandidaten für Gespräche aus und empfahlen einstimmig Corinna Enders.
Das Bundeskabinett nahm die Bestellung der neuen Vorsitzenden der dena-Geschäftsführung
im Anschluss zur Kenntnis. Auch die Gesellschafterversammlung stimmte zu.