Oktober 2023 |
231013 |
ENERGIE-CHRONIK |
Schleswig-Holstein verfügt nur über
ein Drittel der Fläche von Niedersachsen und ist fast nur halb
so groß wie Nordrhein-Westfalen. Trotzdem übertrifft es diese
beiden Bundesländer beim diesjährigen Zubau an Windkraft um
das Zweieinhalbfache bzw. Doppelte. Beim Vergleich mit dem flächenmäßig
größten Bundesland Bayern – in dessen Gebiet es viereinhalbmal
hineinpassen würde – hat Schleswig-Holstein von Januar bis
September dieses Jahres sogar mehr als dass vierzigfache an Windkraft
zugebaut. |
In den ersten neun Monaten dieses Jahres hat der Zubau von Windkraftanlagen deutlich zugenommen. Wie die Fachagentur Wind an Land am 12. Oktober mitteilte, wurden bundesweit 525 neue Anlagen mit einer Nennleistung von insgesamt 2.474 Megawatt errichtet. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es nur 370 Anlagen mit 1.594 MW. Somit erhöhte sich die durchschnittliche Nennleistung der Neuzugänge von 4,3 auf 4,7 MW.
Zugleich wurden 322 Anlagen stillgelegt und in der Regel durch leistungsstärkere Nachfolger am selben Standort ersetzt. Soviel "Repowering" gab es seit neun Jahren nicht. Mit insgesamt 406 MW verfügten die ausgemusterten Altanlagen im Durchschnitt lediglich über eine Nennleistung von 1,26 MW. Bei Berücksichtigung der Abgänge ergibt sich ein Zubau von 203 Anlagen und eine Erhöhung der Gesamtleistung von netto 2.070 MW.
Absoluter Spitzenreiter der diesjährigen Neuanlagenleistung ist Schleswig-Holstein (869 MW). Mit größeren Abständen folgen Niedersachsen (424 MW), Nordrhein-Westfalen (333 MW) und Brandenburg (292 MW). Zusammen entfallen auf diese vier Bundesländer fast 79 Prozent. Nur im einstelligen Prozentbereich liegen dagegen die Beiträge der Flächenländer Hessen (5,5 %), Rheinland-Pfalz (3,8 %), Mecklenburg-Vorpommern (3,3 %), Sachsen-Anhalt 3,0 %), Baden-Württemberg (2,1 %) sowie Thüringen und Saarland (jeweils 1,0 %). Nur mit einer Null vor dem Komma zu beziffern sind die Prozentanteile der Flächenländer Bayern (0,9 %) und Sachsen (0,6 %) sowie der Stadtstaaten Hamburg (0,1 %), Bremen (0,1 %) und Berlin (0,0 %).
"Den einzigen Wermutstropfen bildet die Südregion; dort wurden lediglich sieben Prozent der diesjährigen Neuanlagenleistung installiert", bemerkt hierzu die Fachagentur Wind an Land. Der Begriff "Südregion", wie er in Anlage 1 des Kohleausstiegsgesetzes definiert und später auch als Anlage 5 ins Erneuerbare-Energien-Gesetz übernommen wurde, umfasst die Länder Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Saarland und Bayern sowie sechs Landkreise und kreisfreie Städte in Südhessen. Obwohl das Bundesland Hessen mit 5,5 Prozent nicht gerade zu den Schlusslichtern zählt, fand in Südhessen überhaupt kein Zubau statt. Somit bemisst sich der Anteil der Südregion nur nach den Ergebnissen der vier anderen Gebiete. Genau genommen ergibt das 7,9 Prozent, gerundet also acht und nicht sieben Prozent. Aber das macht den Kohl auch nicht fett, wie man zu sagen pflegt.
"Noch weitaus dynamischer als beim Brutto-Zubau verläuft die derzeitige Entwicklung bei den Genehmigungen" berichtet die Fachagentur weiter: Innerhalb von neun Monaten wurden bundesweit 5,2 Gigawatt Windenergieleistung neu zugelassen. Noch nie sei von Januar bis September so viel Windenergieleistung genehmigt worden wie in diesem Jahr. Besonders herausragend zeige sich die Situation in Nordrhein-Westfalen und in Schleswig-Holstein, wo in drei Quartalen jeweils mehr als 1,1 GW genehmigt wurden. Auch von den neu erteilten Genehmigungen entfalle nur ein kleiner Teil von knapp acht Prozent auf Windenergieprojekte innerhalb der "Südregion".
Anfang Oktober 2023 erfasste das Marktstammdatenregister mehr als 2.400 genehmigte Windturbinen mit zusammen 12,4 GW Leistung, die bis dato noch nicht realisiert wurden. Nach Einschätzung der Fachagentur lässt die dynamische Entwicklung erwarten, dass bis zum Jahresende der Brutto-Zubau zum ersten Mal wieder seit 2017 die 3-Gigawatt-Schwelle überschreiten wird. Das neu genehmigte Leistungsvolumen könnte bis Ende Dezember auf mehr als sechs Gigawatt anwachsen.