März 2000 |
000303 |
ENERGIE-CHRONIK |
Wie Die Welt (29.3.) berichtet, wollen die Kartellbehörden in Brüssel und Bonn die geplanten Fusionen Veba/Viag und RWE/VEW nur genehmigen, wenn sich diese Unternehmen aus der ostdeutschen Veag zurückziehen und damit die Bildung eines neuen, unabhängigen Anbieters im Osten ermöglichen. Der amerikanische Konzern Southern Energy, der 26 % der Anteile an der Berliner Bewag hält, wolle sich um die frei werdenden Veag-Anteile bewerben und habe sein Konzept bereits den ostdeutschen Ministerpräsidenten vorgestellt (siehe auch 991105).
Der Berliner Zeitung (30.3.) zufolge verlangt die EU-Kommission zusätzlich von Veba und Viag bzw. PreussenElektra und Bayernwerk, ihre insgesamt 49 Prozent betragende Beteiligung an der Bewag auf eine Minderheitsbeteiligung abzubauen. Die Veba soll sich ferner von der 15,4 Prozent betragenden Beteiligung der PreussenElektra an den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) trennen (990508). Noch offen sei, ob dies auch von der mit PreussenElektra verbundenen schwedischen Sydkraft verlangt werde, die ebenfalls eine HEW-Beteiligung in dieser Höhe hält.
Am 27.3. sprach Bundeswirtschaftsminister Müller erneut mit den Vorstandsvorsitzenden von RWE, Veba und Viag über die Rettung des angeschlagenen ostdeutschen Verbundunternehmens Veag. Die drei Anteilseigner sahen sich dabei außerstande, dem ursprünglich ins Auge gefassten Stabilisierungsmodell (991002, 991105, 991204 u. 000107) zuzustimmen, da die Kartellbehörden in Brüssel und Berlin die Genehmigung der anstehenden Großfusionen RWE/VEW und Veba/Viag vom Rückzug ihrer Konzerne aus der Veag abhängig machen wollen. Wie es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Veba und Viag hieß, haben sie jedoch zugesagt, zu ihren Verpflichtungen zu stehen, solange sie an der Veag beteiligt sind. Die Gesprächspartner seien sich darin einig gewesen, "dass im Interesse der Veag lange Übergangsfristen gewährt werden müssen, falls die Kartellbehörden die Abgabe der jeweiligen Veag-Anteile zur Auflage der beantragten Fusionen machen" (Handelsblatt, 28.3.; FAZ, 28.3.; siehe auch 000209).
Vor dem neuen Kraftwerk Lippendorf demonstrierten am 28.3. rund 1 600 Teilnehmer gegen die "unausgewogenen Sparpläne" der Veag (000209) und für das Festhalten am Stabilisierungsmodell (Berliner Zeitung, 29.3.).
Wie die Veag am 20.3. mitteilte, wird sie
1999 voraussichtlich ein Defizit von 162 Millionen Mark aufweisen.
Noch 1998 war dem ostdeutschen Verbundunternehmen nach einer längeren
Verlustphase ein ausgeglichenes Ergebnis gelungen. Der Umsatz
sank um acht Prozent auf 4,4 Milliarden Mark (DPA, 27.3.).