Dezember 2001 |
011213 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die E.ON-Tochter Oneline AG in Barleben gab am 30. November die Einstellung ihres Geschäftsbetriebs bekannt. Das erst Anfang 2000 gegründete Unternehmen sollte einen von PreussenElektra in Barleben gestarteten Feldversuch zur Sprach- und Datenübertragung über Stromleitungen zur Marktreife weiterentwickeln. Ursprünglich sollte die Markteinführung sogar schon bis Ende des Jahres 2000 durch den Regionalversorger Avacon erfolgen (000230). Das Scheitern des Projektes hatte sich abgezeichnet, als E.ON Anfang 2001 eine geplante aufwendige Werbekampagne für die Powerline-Technik absetzte (010219).
Die Oneline AG beendete ihre Geschäftstätigkeit "insbesondere vor dem Hintergrund der durch den Gesetzgeber vorgegebenen Regelungen für die Emission elektromagnetischer Strahlungen" (siehe 010323). "Sehr niedrige Grenzwerte und insbesondere die beabsichtigte Sperrung bestimmter Sonderfrequenzen führen dazu, daß noch mindestens mit einer zweijährigen Entwicklungszeit zu rechnen ist, bevor Powerline-Communications die erforderliche Marktreife für den Massenmarkt erreichen kann."
Neben den technischen Umwägbarkeiten sieht die Oneline AG von ihr nicht tragbare ökonomische Risiken. Durch das Angebot großer Telekommunikationsunternehmen sei das Preisniveau für einen schnellen Internet-Zugang inzwischen deutlich gesunken. Nach Überzeugung der Firma läßt sich deshalb das angestrebte Geschäftsmodell auf absehbare Zeit nicht verwirklichen.
Im März hatte sich der Siemens-Konzern überraschend aus der Powerline-Technik zurückgezogen und dies damit begründet, daß die Rahmenbedingungen der neuen Technologie zu ungewiß seien (010323). Zuvor hatte sich Nortel (DPL) und Bewag (DÜNE) mit ähnlicher Begründung von ihren Entwicklungen verabschiedet (000230). Auch bei den Stromversorgern, die sich früher vor jeder CeBIT-Messe in Hannover mit Erfolgsmeldungen übertrumpften (000230, 001218), ist neuerdings Ernüchterung eingekehrt. Momentan werden Powerline-Projekte noch von RWE (000230, 000421, 010323), der Mannheimer MVV (000333, 010219) und der Energie Baden-Württemberg (010323) vorangetrieben.