Juli 2002 |
020703 |
ENERGIE-CHRONIK |
Das Bundeswirtschaftsministerium hat am 10. Juli 2002 den ersten "Bericht über den Stand der Markteinführung und der Kostenentwicklung von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien" veröffentlicht. Das seit März 2000 geltende Erneuerbare-Energien-Gesetz (000201) verpflichtet das Ministerium, einen solchen Bericht alle zwei Jahre bis zum 30. Juni vorzulegen. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) unterstrich aus diesem Anlaß die Absicht, den Anteil der regenerativen Energien an der deutschen Stromerzeugung bis zum Jahr 2010 auf zwölf Prozent zu steigern. Bei Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) habe er bei etwa sechs Prozent gelegen. Ende dieses Jahres werde er knapp acht Prozent erreichen. Die Höhe der Belastung, die sich aus der Umlage der EEG-Vergütungen für die Strompreise ergibt, beziffert der Bericht mit gegenwärtig 0,3 Cent/kWh.
Wie aus dem Bericht hervorgeht, hat die Strommenge, die aufgrund des Stromeinspeisungsgesetzes (1991 bis 2000) und des EEG (seit 2000) ins Netz der allgemeinen Versorgung eingespeist und entsprechend den jeweils geltenden Sätzen vergütet wurde, in den vergangenen zehn Jahren um das zwanzigfache zugenommen. Ein besonders starker Anstieg war nach dem Inkrafttreten des EEG zu verzeichnen:
1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | 1997 | 1998 | 1999 | 2000 | 2001 | 2002* |
1 | 1,3 | 1,6 | 2,3 | 2,8 | 3,7 | 4,8 | 6,8 | 7,9 | 13,2 | 17,8 | 21 |
Mit Abstand die wichtigste regenerative Stromquelle
bleibt die Wasserkraft, die im Jahr 2001 etwa 4,4 Prozent des deutschen
Stromverbrauchs deckte. Durch das EEG gefördert wird allerdings nur
Strom aus kleineren Wasserkraftanlagen mit einer Leistung bis zu 5 MW (siehe
auch 000326 ). Da dieser Strom aufgrund von
§ 4 EEG zusammen mit Strom aus Deponie-, Gruben- und Klärgas
erfaßt und vergütet wird (siehe Tabelle 2),
sind genaue Angaben nicht möglich. Das Gesamtaufkommen der Kategorie
"Wasserkraft, Deponiegas, Grubengas, Klärgas" belief sich 2001 auf
5.909 Mio. kWh. Das Ministerium schätzt, daß davon rund 4.200
Mio. kWh aus Wasserkraftwerken stammten, die mit ca. 322 Mio. Euro vergütet
wurden.
Die Windkraft deckte 2001 etwa 2,3 Prozent des Stromverbrauchs.
Sie beansprucht inzwischen knapp 60 Prozent der aufgrund des EEG gezahlten
Einspeisungsvergütungen (siehe Tabelle 2). Im internationalen Vergleich
liegt Deutschland mit großem Abstand vor den USA an der Spitze. Weltweit
entfällt ein Drittel der installierten Windkraft-Leistung auf Deutschland,
innerhalb der EU etwa die Hälfte (siehe auch 020415).
Wesentliche Bedeutung mißt die Bundesregierung dem geplanten Bau
von Windkraftanlagen im Offshore-Bereich zu (siehe 011119).
Strom aus Biomasse deckte 2001 mit knapp 1.400 Mio.
kWh etwa 0,3 Prozent des Stromverbrauchs. Die installierte Leistung liegt
derzeit bei ca. 300 bis 350 MW. Die Verabschiedung der Biomasseverordnung
(010520) stimulierte zahlreiche weitere Projekte
zur Nutzung fester Biomasse, vor allem von Altholz und Industrierestholz.
Dem Ministerium bekannt sind Planungen für bis zu 80 Vorhaben, die
einen Leistungszuwachs von 500 bis 700 MW erbringen würden. Bisher
beträgt die Leistung von Anlagen zur Nutzung fester Biomasse insgesamt
150 MW. Der Rest entfällt auf Biogasanlagen. Zur Wirtschaftlichkeit
bemerkt der Bericht, daß sie unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen
in der Regel nur für Altholzanlagen bzw. für Biogasanlagen ab
200 kW gegeben sei.
Solarstromanlagen erlebten infolge ihrer besonders
massiven Förderung durch das EEG und das flankierende 100.000-Dächer-Programm
(981231,
011014 )
ebenfalls einen starken Zuwachs. Von 2001 bis 2003 wird sich die installierte
Leistung von rund 180 auf 350 MW annähernd verdoppeln. Die durchschnittliche
Nennleistung einer Anlage beträgt inzwischen 5,1 kW. Sie hat
sich damit gegenüber dem Stand von 1999 mehr als verdoppelt. Der photovoltaisch
erzeugte Strom macht aber mit einer Einspeisung von 60 Mio. kWh (siehe
Tabelle
2) nur 0,3 Prozent des EEG-Stroms aus und sein Beitrag zur Stromversorgung
liegt weiterhin im Promille-Bereich. Unter der Voraussetzung weiter sinkender
Systemkosten geht der Bericht davon aus, daß die Förderung von
Photovoltaik-Anlagen ab 2004 ausschließlich über das EEG erfolgen
könnte.
Ungeachtet ihrer Einbeziehung in das EEG gibt es bislang in Deutschland keine geothermischen Anlagen zur Stromerzeugung. Es gibt lediglich acht Planungen im Leistungsbereich von 1 bis 12 MW, die von den Bundesministerien für Forschung und Umwelt unterstützt werden. Erste Abschätzungen zeigen, daß die geltenden Vergütungssätze keinen wirtschaftlichen Betrieb dieser Anlagen ermöglichen würden. Im Einzelfall hängt die Finanzierung stark von den Kosten und Risiken der erforderlichen Bohrungen ab.
(in kursiv die Werte für das Rumpfjahr 2000 (1.4.-31.12.2000)
Mio. kWh
|
Anteil in %
|
Vergütung in Mio. Euro
|
||||
Wasserkraft, Deponiegas, Grubengas,
Klärgas (§ 4 EEG)
|
5.909
|
3.623
|
33,2
|
36,6
|
426,211
|
261,267
|
Biomasse (§ 5 EEG)
|
1.393
|
537
|
7,8
|
5,4
|
131,750
|
51,620
|
Geothermie (§ 6 EEG)
|
0
|
0
|
0
|
0
|
0
|
0
|
Windkraft (§ 7 EEG)
|
10.456
|
5.704
|
58,7
|
57,7
|
951,628
|
519,078
|
Solare Strahlungsenergie (§ 8
EEG)
|
60
|
26
|
0,3
|
0,3
|
30,413
|
13,099
|
Gesamt
|
17.818
|
9.888
|
100
|
100
|
1.540,002
|
845,062
|
Quelle: VDN/DVG / 1. Erfahrungsbericht zum EEG
Jährliche Degression ab 1.1.2002 in Prozent | 2000
Cent/kWh |
2001
Cent/kWh |
2002
Cent/kWh |
|
Wasserkraft (< 500 kW) | 0 | 7,67 | 7,67 | 7,67 |
Wasserkraft (> 500 kW) | 0 | 6,65 | 6,65 | 6,65 |
Biomasse (< 500 kW) | 1 | 10,23 | 10,23 | 10,1 |
Biomasse (< 5 MW) | 1 | 9,21 | 9,21 | 9,1 |
Biomasse (> 5 MW) | 1 | 8,70 | 8,70 | 8,6 |
Geothermie (< 20 MW) | 0 | 8,95 | 8,95 | 8,95 |
Geothermie (> 20 MW) | 0 | 7,16 | 7,16 | 7,16 |
Windkraft (< 5 Jahre) | 1,5 | 9,10 | 9,10 | 9,0 |
Windkraft (> 5 Jahre) | 1,5 | 6,19 | 6,19 | 6,1 |
Photovoltaik | 5 | 50,62 | 50,62 | 48,1 |
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