März 2006

060301

ENERGIE-CHRONIK


Spanien will Übernahme der Endesa durch E.ON verhindern

Der E.ON-Konzern hat im März die geplante Übernahme des spanischen Strom- und Gasversorgers Endesa bei der EU-Kommission zur Genehmigung angemeldet. Wie ein Sprecher der Kommission am 16. März mitteilte, will sie die Fusion bis zum 25. April auf wettbewerbsrechtliche Probleme prüfen. Es wird erwartet, daß die Kommission zugunsten von E.ON entscheidet, da sie aufgrund der geographischen Verschiedenheit der Märkte keine wettbewerbsrechtlichen Probleme zu erkennen vermeint. Dagegen will die spanische Regierung die Übernahme verhindern. Sie favorisiert stattdessen den Zusammenschluß mit dem spanischen Gasversorger Gas Natural, der von der Endesa als "feindliche Übernahme" abgelehnt wird und sie zu einer Beschwerde bei der EU-Kommission veranlaßt hat (050909). Die spanische Regierung will deshalb die Entscheidung auch nicht der EU-Kommission überlassen, sondern hat ihrerseits die Nationale Energiekommission CNE ermächtigt, das E.ON-Angebot einer Prüfung zu unterziehen.

Endesa nahm "unverbindlichen" Kontakt mit E.ON auf

Offenbar in Zusammenhang mit den Abwehrbemühungen der Endesa gegenüber Gas Natural hatte der E.ON-Konzern am 21. Februar überraschend ein Barangebot in Höhe von 29,1 Milliarden Euro zur kompletten Übernahme des spanischen Energieversorgers bekanntgegeben. In einer Stellungnahme vom selben Tag räumte die Geschäftsführung von Endesa ein, daß sie - ausgelöst durch den Übernahmeversuch von Gas Natural - unter anderem mit E.ON Kontakt aufgenommen habe. Diese Gespräche seien jedoch völlig unverbindlich gewesen. Das jetzt von E.ON vorgelegte Angebot sei deutlich besser als das von Gas Natural (22,5 Milliarden Euro). Dem wirklichen Wert der Endesa werde es aber auch nicht gerecht.

E.ON setzt auch in Spanien auf die "Konvergenz von Strom und Gas"

Spanien gehörte bisher nicht zu den Zielmärkten des E.ON-Konzerns (040113). Mit der Übernahme der Endesa will er seine Position als "weltweit führendes Strom- und Gasunternehmen" festigen. Wie der Vorstandsvorsitzende Wulf Bernotat feststellte, ist Endesa mit einer installierten Erzeugungsleistung von 22.000 Megawatt, 11 Millionen Stromkunden und 550.000 Gaskunden der Marktführer in Spanien. Gemeinsam mit Endesa werde E.ON als starker Wettbewerber zur Weiterentwicklung des spanischen Marktes beitragen, beispielsweise durch die stärkere Nutzung der Konvergenz von Strom und Gas. Investitionsschwerpunkte würden – wie bereits von Endesa geplant - der Bau neuer Gas- und Dampfturbinenkraftwerke, der Ausbau der LNG-Kapazitäten sowie die Weiterentwicklung von erneuerbaren Energien und Kraft-Wärme- Kopplungsanlagen sein.

Zugleich neue Marktpositionen in Italien, Frankreich und Lateinamerika

Nach Bernotats Worten ist Endesa in Italien mit 6.600 MW Stromerzeugungskapazität drittgrößter Wettbewerber und verfügt über Zugang zu LNG-Importen. Ein von E.ON geplantes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk in Livorno Ferraris mit einer Leistung von 800 Megawatt (051110) und das Vertriebsgeschäft mit 750.000 Gaskunden ergänzten diese Position hervorragend. In Frankreich verfüge Endesa über eine Erzeugungskapazität von 2.500 MW. Das eröffne E.ON die Möglichkeit, die Chancen der europäischen Marktliberalisierung besser zu nutzen und den Ausbau der grenzüberschreitenden Netzverbindungen voranzutreiben.

Auch in Lateinamerika werde E.ON auf die starke Position von Endesa mit 11 Mio Kunden bauen können. Das Lateinamerika-Geschäft liefere einen stabilen Cash-flow. Der Schwerpunkt dieser Aktivitäten liege in Chile. Die Endesa-Tochter Enersis, der größte Energieversorger Lateinamerikas, erwirtschafte in diesem Land etwa die Hälfte seines EBITDA. Insbesondere Chile biete interessante Chancen für künftiges Wachstum.

Wie Bernotat weiter mitteilte, will E.ON die Übernahme der Endesa aus einer neuen, von HSBC, Citigroup, JP Morgan und Deutsche Bank bereitgestellten Kreditlinie und durch Eigenmittel finanzieren. Das Unternehmen werde auch künftig über die für weitere Investitionen nötige Finanzkraft verfügen. Aus heutiger Sicht erwarte E.ON, daß die Transaktion bis Mitte 2006 abgeschlossen werden könne.

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