Juli 2004

040713

ENERGIE-CHRONIK


EnBW zieht sich aus dem spanischen Strommarkt zurück

Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) überläßt ihre 34,58-Prozent-Beteiligung an der Holding des spanischen Stromversorgers Hidrocantábrico dem portugiesischen Stromversorger Electricidade de Portugal (EDP). Wie die EnBW am 29. Juli weiter mitteilte, erhält sie durch den Verkauf "einen Mittelzufluß in Höhe von 649 Millionen Euro". Zusätzlich könne sie ihre Finanzschulden um rund 650 Millionen Euro reduzieren. Der EnBW-Vorstandsvorsitzende Utz Claassen sprach von einem "Meilenstein auf dem Weg zur erfolgreichen Konsolidierung der EnBW". Die EnBW zieht sich damit praktisch aus dem spanischen Strommarkt zurück. Schon im Januar 2003 hatte sie ihre spanische Vertriebsgesellschaft EnBW Espana aufgelöst und deren sämtliche Aktivitäten auf Hidrocantábrico übertragen, um "Synergien in der Bearbeitung des spanischen Strommarktes zu schöpfen", wie es damals hieß.

Einstieg bei Hidrocantábrico erfolgte auf Wunsch der EDF

Der Einstieg der EnBW bei Hidrocantábrico kam im April 2001 unter dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Gerhard Goll zustande (010413). Er erfolgte offensichtlich auf Wunsch der Electricité de France (EDF), die sich mit Hilfe der von ihr kontrollierten EnBW schon im Frühjahr 2000 um den Erwerb von Hidrocantábrico bemüht hatte, aber am Widerstand der Regierung gescheitert war ( 000517). Die EnBW verbündete sich daraufhin mit dem spanischen Mischkonzern Ferroatlantica, um die Mehrheit an Hidrocantábrico zu erlangen, sowie mit der portugiesischen EDP und der Regionalbank Castajur. Die spanische Regierung signalisierte erneut ihren Widerstand gegen die geplante Übernahme, indem sie die Stimmrechte der Hauptaktionäre suspendierte (010512). Auch bei der EU-Kommission sah man die Einkaufstour der EDF mit gemischten Gefühlen (010603) und genehmigte den Einstieg der EnBW bei Hidrocantábrico nur unter Auflagen für die EDF (010912). In den monatelangen Auseinandersetzungen zerbrach das Bündnis zwischen EnBW und Ferroatlantica. Im Dezember 2001 kam es zur Gründung einer gemeinsamen Holding, an der die EDP mit 40 Prozent, die EnBW mit 35 Prozent und Castajur mit 25 Prozent beteiligt waren (011211). Die EnBW überließ damit der EDP die unternehmerische Führung bei Hidrocantábrico.

Durch den Erwerb der EnBW-Beteiligung verfügt die Electricidade de Portugal (EDP) nun auch über eine satte Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen. Die EDP versorgt in Portugal rund 5,8 Millionen Kunden mit Strom und erwirtschaftete im Jahr 2003 einen Umsatz von 7,2 Milliarden Euro.  Zudem ist sie in Portugal in den Bereichen Telekommunikation, Erdgas und Informationstechnologie tätig. Zum internationalen Portfolio des Unternehmens gehören Stromerzeugung, -verteilung und -vertrieb, Telekommunikation und Informationstechnologie.

Viertgrößter Stromversorger Spaniens

Die Hidroeléctrica del Cantábrico, S.A. (Hidrocantábrico) ist mit rund 1,1 Millionen Energiekunden und einem Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro das viertgrößte Energieunternehmen in Spanien. Hidrocantábrico ist in den Kerngeschäftsfeldern Strom und Gas tätig und besitzt darüber hinaus Beteiligungen an zwei regionalen Telekommunikationsgesellschaften. Im Geschäftsfeld Strom ist Hidrocantábrico in der gesamten Wertschöpfungskette (Erzeugung, Handel , Transport/Verteilung, Vertrieb) in der Kernregion Asturien tätig. Im Gassektor bilden das Baskenland und Asturien den Schwerpunkt der Transport- und Verteilaktivitäten. Der Vertrieb erstreckt sich für beide Kerngeschäftsfelder über ganz Spanien.

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