November 2020

201111

ENERGIE-CHRONIK


 

Windkraft-Zubau höher als 2019, aber noch immer weit geringer als in den fünf Jahren davor

In den ersten neun Monaten dieses Jahres lag der Bruttozubau von Windkraftleistung an Land deutlich über dem des Vorjahres. Dennoch bleibt die Entwicklung weit hinter früheren Jahren zurück. Dies ergibt sich aus neuesten Zahlen, welche die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) am 2. November veröffentlichte. "Auch wenn in den ersten drei Quartalen weit mehr Windenergieleistung in Betrieb genommen wurde als im Vergleichszeitraum 2019, zählt der diesjährige Herbst zu den schwächsten der letzten 20 Jahre", konstatierte die FA Wind. Bis Ende September wurden 269 Neuanlagen mit einer Leistung von 878 Megawatt ans Netz angeschlossen. Die neu installierte Leistung liegt zwar um 70 Prozent über dem Vergleichszeitraum 2019, aber auch fast 70 Prozent unterhalb des Durchschnittswerts der drei Quartale in den Jahren 2014 bis 2018 (siehe Grafik).

Die meisten Windturbinen gingen in in Nordrhein-Westfalen ans Netz (45 Anlagen), gefolgt von Brandenburg (41) und Niedersachsen (32). Aus der bisherigen Ausbauentwicklung lässt sich bis Jahresende ein Gesamtzubau bis zu 1.500 MW (brutto) prognostizieren. Bis Ende September wurden außerdem 482 Windturbinen mit 2.027 MW Leistung genehmigt – ein Plus von 75 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019. Dennoch bleibt das aktuelle Genehmigungsniveau noch deutlich hinter dem zurück, was in den Vergleichszeiträumen der Jahre 2014 bis 2016 genehmigt wurde.

Stillgelegt wurden in den ersten neun Monaten 117 Windturbinen mit 141 MW Leistung. Das sind 50 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2019. Trotzdem zeigt sich weiterhin (noch) kein Trend zu stark steigenden Rückbauten.

Die 2007 vergebenen Zuschläge für "Bürgerenergie"-Projekte wurden bisher nur zu acht Prozent realisiert

Im Oktober veröffentlichte die FA Wind eine ausführliche Bestandsaufnahme zur "Ausbausituation der Windenergie an Land im Herbst 2020", die auf der Auswertung windenergiespezifischer Daten im Marktstammdatenregister für den Zeitraum Januar bis September beruht (siehe PDF). Daraus ergibt sich unter anderem, dass der drastische Zubaurückgang in den letzten zweieinhalb Jahren insbesondere auf die mißglückte Konstruktion der "Bürgerenergiegesellschaften" in § 36g des Energiewirtschaftsgesetzes zurückzuführen sein dürfte, die 2017 erst so spät gestoppt wurde, dass in drei aufeinanderfolgenden Ausschreibungen über 90 Prozent der Förderzusagen an noch nicht immissionsschutzrechtlich genehmigte Windenergieprojekte gingen (170504, 170801, 171112). Von diesen Zuschlägen im Gesamtumfang von 2.688 MW wurden bis Ende Oktober diesen Jahres lediglich 232 MW bzw. acht Prozent realisiert.

Die FA Wind ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, der am 23. April 2014 in Berlin gegründet wurde. Mitglieder sind Bund, Länder, kommunale Spitzenverbände, Wirtschafts- und Naturschutzverbände sowie Unternehmen. Vereinszweck ist laut Satzung "die Förderung des Umwelt- und Klimaschutzes durch die Begleitung und Unterstützung des natur- und umweltverträglichen Ausbaus der Windenergie an Land und ihre Systemintegration sowie die Förderung von Bildung und Wissenschaft in diesem Bereich."

Agora Energiewende legt "Sofortprogramm Windenergie an Land" vor

Die Initiative Agora Energiewende veröffentlichte am 11. November ein "Sofortprogramm Windenergie an Land", in dem die Autoren Gerd Rosenkranz, Michael Schäfer und Patrick Graichen konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des WKA-Ausbaus vorschlagen (siehe PDF). "Die von der Bundesregierung vorgelegte Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes EEG ist unzureichend", stellen sie fest. Damit könnten weder die neuen noch die bestehenden Klimaschutzziele erreicht werden. Insbesondere müsse der Zubau der Windenergie an Land in den Jahren 2022 bis 2025 wieder auf das Niveau des Jahres 2017 angehoben werden. Die Ausschreibungsmengen dürften nach 2021 keinesfalls wieder unter 4,5 Gigawatt pro Jahr fallen. Zudem gelte es, bestehende Blockaden bei den Flächenausweisungen und in den Genehmigungsverfahren zu überwinden, damit die Ausschreibungen überhaupt realisiert werden können.

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