Mai 2021 |
210508 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die HGÜ-Übertragung "NordLink", die durch die Nordsee von Norwegen nach Deutschland führt und Ende 2020 mit verminderter Kapazität den Probebetrieb aufnahm (201208), wurde am 27. Mai auch offiziell eröffnet. Wegen der Corona-Pandemie fand die Zeremonie im Internet statt, wobei neben der Bundeskanzlerin Angela Merkel und der norwegischen Ministerpräsidenten Erna Solberg auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und sein Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) per Bildschirm präsent waren.
Die Hochspannungs-Gleichstromverbindung hat eine Kapazität von 1.400 Megawatt und ist die erste direkte Stromverbindung zwischen Deutschland und Norwegen. Die Konverterstationen stehen in Wilster (Schleswig-Holstein) und Tonstad (Norwegen). Die Gesamtlänge der Trasse beträgt 623 Kilometer, wovon 516 Kilometer auf das Seekabel entfallen.
Das Projekt wurde von einem Konsortium realisiert, an dem der staatliche norwegische Übertragungsnetzbetreiber Stattnet und die DC Nordseekabel GmbH & Co.KG jeweils zur Hälfte beteiligt sind. Die DC Nordseekabel gehört ihrerseits zu gleichen Teilen dem deutschen Übertragungsnetzbetreiber TenneT und der bundeseigenen KfW-Bank. Die jeweils zur Verfügung stehenden Übertragungskapazitäten werden von den beiden Übertragungsnetzbetreibern berechnet und für den vor- und untertägigen Stromhandel vergeben. Dabei bestimmt die Preisdifferenz zwischen Norwegen und Deutschland die Flussrichtung des Stroms.
Pläne für eine solche HGÜ-Direktverbindung gab es schon zu Anfang der neunziger Jahre (921109). Sie scheiterten aber zunächst am Widerstand der norwegischen Schwerindustrie, die einen Strompreisanstieg befürchtete (931211). Nach einem erneuten Anlauf erteilte 1995 die norwegische Regierung ihre Zustimmung (950310, 950916). Die bereit geschlossenen Verträge zum Bau des "Eurokabels" wurden dann jedoch von den deutschen Partnern HEW und RWE wegen "veränderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen" wieder gekündigt, weshalb Norwegen Schadensersatz verlangte (990733).
Parallel dazu betrieb die PreussenElektra bzw. deren Nachfolgerin E.ON Energie eine Zeitlang das Projekt "Viking Cable", das über 580 Kilometer durch die Nordsee nach Brunsbüttel führen und eine Leistung von 600 MW übertragen sollte (930514, 010815). Indessen wurde dieses Vorhaben Ende 2001 auf Wunsch von E.ON gestoppt (011219).
Neuen Auftrieb erhielten die Pläne für eine Direktverbindung durch das Projekt "NorGer", das ein norwegisch-schweizerisches Konsortium 2010 vorstellte (100404) und das die Bundesnetzagentur auf Antrag von der Regulierung befreite (101116). Zur Verwirklichung dieses Vorhabens kam es aber ebenfalls nicht. An seine Stelle trat ab 2012 das Projekt "NordLink", mit verändertem Anlandungspunkt auf deutscher Seite, aber sonst weitgehend gleichem Trassenverlauf. Projektpartner waren nun TenneT und KfW auf deutscher sowie Stattnet auf norwegischer Seite. Mit der Planfeststellung wurde dann Anfang 2014 begonnen (140212) und mit dem Bau im Herbst 2016 (160906).
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