März 2024 |
240312 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Meyer Burger AG hat den 500 Beschäftigten ihrer Solarmodul-Fabrik im sächsischen Freiberg am 26. März gekündigt, nachdem die Bundesregierung nicht bereit war, auf die Forderung nach einem "Resilienzbonus" oder anderen Schutzmaßnahmen gegen chinesische Solarmodul-Importe einzugehen (240207, 240108). Die Produktion war schon etliche Tage zuvor eingestellt worden. Wegen der kurzen Kündigungsfristen laufen die meisten Arbeitsverträge bis Ende April aus. Mit rund 100 Betroffenen sollen Gespräche über einen Wechsel an andere Standorte des Unternehmens geführt werden.
Das schweizerische Unternehmen produzierte seit Mai/Juni 2021 in Freiberg Solarmodule und in Bitterfeld-Wolfen das Vorprodukt Solarzellen (210807). Die beiden Produktionsstätten gehörten einst den Solarfirmen Solarworld (180909) und Sovello (120511), die Insolvenz anmelden mussten. Die Modulherstellung wird nun in die USA verlagert, wo Meyer Burger derzeit sowohl für Solarmodule als auch für Solarzellen große Produktionskapazitäten aufbaut und ab Ende 2024 in Betrieb nehmen will.
Die Orientierung der Meyer Burger AG auf die USA zeichnete sich schon zwei Jahre nach Inbetriebnahme der beiden deutschen Produktionsstätten ab, als sie im Sommer 2022 den in Bitterfeld-Wolfen geplanten weiteren Kapazitätsausbau mit Blick auf die noch höheren US-Subventionen stoppte. Dabei hatte die Firma vom Land Sachsen eine Umweltschutzbeihilfe von bis zu 15 Millionen Euro sowie einen Investitionszuschuss von bis zu 7,5 Millionen Euro zugesagt bekommen, wie sie im Mai 2021 anläßlich der Eröffnung der Bitterfelder Solarzellen-Fabrik wissen ließ. Insofern ist es nicht die chinesische Billig-Konkurrenz, die sie nun zur Produktionsverlagerung in die USA veranlasst, sondern die noch höhere Subventionierung, die sie dort bekommen kann.
Die einst mit großen Erwartungen gestartete Solarzellen-Fabrik in Bitterfeld-Wolfen – sie ist die einzige in Deutschland und in Europa – will Meyer Burger immerhin vorläufig weiter betreiben. Möglicherweise hat das auch mit Verpflichtungen aufgrund empfangener Beihilfen zu tun. Die dort von 350 Beschäftigten gefertigten Solarzellen werden künftig aber nicht mehr in Freiberg zu Modulen zusammengebaut, sondern per Schiff in die USA transportiert. Und zum ursprünglich geplanten Ausbau der Kapazität von 1,4 auf 3,4 Gigawatt bis Ende 2024 wird es sowieso nicht mehr kommen.