Januar 2024

240108

ENERGIE-CHRONIK


Hersteller von Solarmodulen sehen sich durch chinesisches Dumping in der Existenz bedroht

Die in Deutschland noch vorhandenen Hersteller von Solarzellen und Modulen für Photovoltaik-Anlagen haben sich im Januar mit einem gemeinsamen Appell an die Bundesregierung gewandt. Darin erklären sie, dass die Branche "akut von Abwanderung und Schließung" bedroht sei, weil von der lebhaften Nachfrage in diesem Bereich größtenteils chinesische Unternehmen profitieren, die ihre Solarmodule mit staatlicher Unterstützung sogar unter den Herstellungskosten anbieten können. Mit diesen Dumping-Preisen könne kein europäischer Hersteller konkurrieren. Es bedürfe deshalb geeigneter politischer Maßnahmen, um in diesem wichtigen Bereich der Stromerzeugung nicht in eine völlig Abhängigkeit von China zu geraten: Zum Beispiel durch einen "Resilienz-Bonus", der die Höhe der EEG-Förderung von Solaranlagen davon abhängig macht, ob sie in der EU hergestellt werden oder nicht. Den nur intern verbreiteten Appell an die Bundesregierung haben unter anderen die Hersteller Meyer-Burger, Wacker-Chemie, Heckert Solar und Solarwatt unterschrieben.

Unternehmen wie Enpal halten nur "Resilienz-Ausschreibungen" für sinnvoll

Etwas anderer Ansicht sind dagegen solche Unternehmen der Solarwirtschaft, die Solarmodule nicht herstellen, sondern kaufen und vermarkten. So haben die Unternehmen Enpal, 1Komma5°, Energiekonzepte Deutschland (EKD) und Zolar am 18. Januar eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht. Demnach sind sie zwar ebenfalls der Ansicht, dass "Deutschland und die EU im Bereich der Solarenergie wettbewerbsfähiger werden müssen" und "Resilienzinstrumente auf Produzentenseite zu begrüßen" seien. Eine Differenzierung der EEG-Förderung auf der Endkundenebene sei jedoch nicht sinnvoll. Vielmehr müsse die staatliche Förderung "am besten zielgerichtet direkt bei der Produktion ansetzen" und zwar durch "Resilienz-Ausschreibungen", um etwa "gezielt größere Dachanlagen zu fördern".

Meyer Burger AG plant Verlagerung der Modul-Fertigung in die USA

Am 17. Januar hat das Solarunternehmen Meyer Burger angekündigt, dass es die Schließung seiner Modulfabrikation in Deutschland vorbereite, um diese in die USA zu verlagern. "Für den Fall ausbleibender Maßnahmen der Politik zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen sollen auf diese Weise die derzeitigen, unhaltbaren Verluste abgestellt werden", hieß es in einer Ad-hoc-Mitteilung des schweizerischen Unternehmens. "Angesichts gravierender Auswirkungen der Marktverzerrung in Europa" rechne man für das Geschäftsjahr 2023 derzeit mit einem EBITDA-Verlust von mindestens 126 Millionen Schweizer Franken bei einem Gesamtumsatz von 135 Millionen. In Deutschland werde dann nur noch die Zellproduktion fortgesetzt, um den Hochlauf der Modulproduktion in den USA zu unterstützen.

Die Meyer Burger AG produziert seit Frühjahr 2021 in Bitterfeld Solarzellen und in Freiberg Solarmodule (210807). Die beiden Produktionsstätten gehörten früher den Solarfirmen Sovello (120511) und Solarworld (180909), die beide Insolvenz anmelden mussten. Der Schweizer Konzern Meyer Burger gehört zu den letzten Vertretern der europäischen Solarindustrie. In Deutschland ist er derzeit der einzige Hersteller von Solarzellen.

Große Mehrheit für Unterstützung der heimischen Solarindustrie

Eine Zweidrittelmehrheit der deutschen Bevölkerung spricht sich dafür aus, den Absatz von Solarmodulen aus heimischen Solarfabriken für einen begrenzten Zeitraum gezielt zu fördern, um diese wettbewerbsfähig und Europa unabhängiger zu machen. Dies geht aus einer Repräsentativbefragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) hervor, wie der Verband am 17. Januar mitteilte. Er appellierte an die Bundesregierung, in diesem Sinne umgehend aktiv zu werden: "Andernfalls dürften bei weiteren Solarmodul-Fabriken in Deutschland noch in diesem Jahr die Lichter ausgehen und die Chance für eine Renaissance der Solarindustrie in Deutschland wäre vergeben."

Wirksame Maßnahmen gegen das chinesische Dumping zur Erhaltung einer in Europa angesiedelten Solarindustrie sind umso wichtiger, als derzeit eine Rekordnachfrage besteht, von der größtenteils nur die preislich günstigeren chinesischen Anbieter profitieren. Nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft wurden im vergangenen Jahr in Deutschland über eine Million neue Solaranlagen zur Strom- oder Wärmeerzeugung installiert. Das seien mehr als jemals zuvor. Auch für 2024 rechnet der Branchenverband mit einer anhaltend hohen Nachfrage.

 

Links (intern)

zur Entwicklung der deutschen Solarindustrie

zu Abwehr von chinesischem Dumping