Februar 2025 |
250204 |
ENERGIE-CHRONIK |
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In Niedersachsen waren 2023 die Gas-Netzentgelte für Haushaltskunden mit durchschnittlich 1,51 Cent/Kilowattstunde am günstigsten. In Bayern lagen sie mit durchschnittlich 1,69 Cent/kWh nicht viel höher, wiesen aber eine enorme Schwankungsbreite zwischen 0,77 und 4,18 Cent auf. Durch den kontinuierlichen Schwund der angeschlossenen Verbraucher ist in den kommenden Jahren eine Verteuerung der Netzentgelte auf allen Ebenen zu erwarten. Die Tabelle stammt aus dem Gutachten, das der vzbv zu dieser Problematik erstellen ließ. |
Bundesweit drohen in den kommenden Jahren steigende Gasnetzentgelte, weil die Anzahl der mit Gas beheizten Haushalte sinkt. Trotz dieser geringeren Auslastung bleiben die Kosten für den Betrieb und die Unterhaltung der Verteilnetze unverändert. Dies bedeutet, dass die Netzentgelte auf eine schrumpfende Anzahl von Gasbeziehern umgelegt werden müssen. Sie steigen also entsprechend für die noch verbliebenen Kunden, die ohnehin schon durch die CO2-Bepreisung von Gas (191103) zunehmend belastet werden. Und irgendwann ab den dreißiger Jahren werden die Gasnetze ganz stillgelegt. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass die Kommunen ihre Gas-Verteilnetze auf Wasserstoff umstellen werden, wie das eine Zeit lang suggeriert wurde (231207). Es gäbe einfach zu wenig Kunden, damit sich für die Versorger oder die wenigen Besitzer von "H2-ready-Gasheizungen" eine solche Umstellung rentieren könnte. Außerdem sind Wärmepumpen in jedem Falle günstiger.
In Mannheim und Umgebung gab es einen kleinen Volksaufstand, als der Energieversorger MVV Ende vorigen Jahres ankündigte, spätestens ab 2035 das örtliche Gasnetz nicht mehr betreiben wollen und aus dem Gasgeschäft ganz auszusteigen. Die Bürgermeister von fünf Umlandgemeinden, die ebenfalls von der MVV mit Gas versorgt werden, protestierten mit einem gemeinsamen Offenen Brief an den MVV-Chef Georg Müller. Darin beschwerten sie sich, nicht früher über den "Gashammer" informiert worden zu sein. Viele Bürger seien nun verunsichert und würden berechtigte Fragen stellen, die von den örtlichen Verwaltungen nicht beantwortet werden könnten. Besonders düpiert fühlen sich naturgemäß solche Hausbesitzer, welche die Warnungen vor einer drohenden "Kostenfalle" (240410, 230906) nicht gehört oder ignoriert haben, indem sie sich schnell noch eine neue Gasheizung zulegten (240204) und irrigerweise glaubten, mit dieser geschützten "Bestandsanlage" bis an deren Lebensende auf der sicheren Seite zu sein. Empört sind aber auch Mieter, die sich vor nicht allzulanger Zeit – zum Teil sogar auf Empfehlung von MVV-Beratern – für den Neueinbau einer Gastherme entschieden haben.
In Mannheim selbst sind laut kommunalem Wärmeplan derzeit noch 25.000 Gasheizungen in Betrieb. Der größere Teil davon kann an das erweiterte Fernwärmenetz angeschlossen werden, das bis zur Beendigung der Kohleverstromung im Großkraftwerk Mannheim (GKM) auf erneuerbare Energiequellen umgestellt sein soll (231002). Rund 10.000 Gasbezieher werden sich aber Wärmepumpen oder andere Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien zulegen müssen. Dasselbe gilt für die 56.000 Gasnetzkunden in den 15 Kommunen der Region, die bisher von der MVV versorgt werden.
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) hat diese Problematik schon seit einiger Zeit auf dem Schirm und das Beratungsunternehmen Consentec mit einer Untersuchung beauftragt, wie der Anstieg der Gasnetzentgelte begrenzt und die soziale Absicherung privater Haushalte gewährleistet werden kann. Das Gutachten wurde am 14. Februar vorgestellt (PDF). Es empfiehlt, das Niveau der Entgelte bundesweit vollständig oder zumindest teilweise anzugleichen. Zusätzlich seien staatliche Zuschüsse notwendig, um einen zu starken Anstieg der Netzentgelte zu verhindern. Die Rahmenbedingungen für eine mögliche staatliche Unterstützung müssten bald geklärt werden, damit Netzbetreiber, Kapitalgeber und die Bundesnetzagentur dies in ihre Entscheidungen einbeziehen können.
"Bis zum Jahr 2045 wird die Anzahl der Haushalte, die mit Gas heizen, kontinuierlich sinken", sagte Tom Janneck, Leiter Energie und Bauen beim vzbv. Die finanzielle Belastung aus den Netzentgelten werde für die verbleibenden Gaskunden deshalb deutlich zunehmen. Um zu verhindern, dass private Haushalte dadurch überfordert werden, müsse die nächste Bundesregierung möglichst schnell die richtigen Maßnahmen auf den Weg bringen.
Um einen zu starken Anstieg der Netzentgelte zu verhindern, müsse sich auch der Staat an den Kosten beteiligen. Der vzbv fordert darüber hinaus ein hohes Maß an Transparenz hinsichtlich des Zeitpunkts, wann mit der Stilllegung einzelner Gasnetze zu rechnen ist."Eine neue Bundesregierung muss diesen Prozess zeitnah anstoßen", betonte Janneck. Die Verbraucher bräuchten Planungssicherheit für die Entscheidung, wie sie künftig heizen.