Mai 2009

090511

ENERGIE-CHRONIK


"Hamburg Energie" will verlorenes kommunales Terrain wiedergewinnen

Der Aufsichtsrat der Hamburger Wasserwerke GmbH hat am 15. Mai der Gründung der "Hamburg Energie" zugestimmt. Das neue Unternehmen soll ab Herbst dieses Jahres die Stadt und die umliegenden Gemeinden mit "klimafreundlicher Energie" versorgen, und zwar "frei von Kohle- und Atomstrom". Es verfügt vorerst über keine eigene Erzeugung, sondern betätigt sich als Stromhändler, der Strom aus Gaskraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung und regenerativer Erzeugung verkauft. Bis 2011 soll Strom aus einer eigenen Windkraftanlage hinzukommen.

Im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um das Kraftwerk Moorburg hatte die Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) zur Beschwichtigung der grünen Basis unter anderem die Gründung eines solchen Unternehmens sowie die Rekommunalisierung der Hamburger Netze angekündigt (080904). Die Hamburger Wasserwerke, die hundertprozentig der Stadt gehören, wurden mit der Entwicklung entsprechender Konzepte beauftragt. Am 12. Mai beschloß dann der Senat endgültig die Gründung der "Hamburg Energie" unter dem Dach der Hamburger Wasserwerke.

Bis 1997 befanden sich Strom, Fernwärme und Gas komplett in städtischer Hand

Hamburg habe damit wieder einen "öffentlichen Energieversorger", der kein "Nischenanbieter" sein werde, versicherten die beiden Geschäftsführer Michael Beckereit und Ulrich Bammert, als sie zusammen mit Umweltsenatorin Anja Hajduk das Projekt vorstellten. Im Vergleich mit dem früheren hanseatischen Energie-Imperium wird das jetzt gegründete Unternehmen freilich auch in Zukunft sehr schwachbrüstig aussehen: Bis 1997 befand sich in Hamburg die Versorgung mit Strom, Gas, Fernwärme und Wasser komplett in kommunaler Hand. Die traditionsreichen "Hamburgischen Electricitäts-Werke" (HEW) gehörten außerdem zum exklusiven Kreis der damals noch acht Verbundunternehmen.

In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre begann die damals regierende SPD jedoch mit der Privatisierung der HEW (970105), die im Herbst 2000 eine Tochter des Vattenfall-Konzerns wurden (001002) und schließlich völlig in diesem aufgingen (020106). Die HEW-Tochter Hein Gas, die für die Gasversorgung zuständig war, gelangte im Wege eines Tauschhandels an die E.ON Hanse, wofür Vattenfall das E.ON-Aktienpaket an der Berliner Bewag erhielt (020907). Deshalb verfügt die Stadt Hamburg jetzt nur noch über die Wasserversorgung.

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