Juli 2023 |
230709 |
ENERGIE-CHRONIK |
Mit einem Festakt und über hundert geladenen Gästen – darunter Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck – eröffnete am 27. Juli in Leingarten der baden-württembergische Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW die in seinen Bereich fallenden Bauarbeiten an der HGÜ-Leitung SuedLink (so die offizielle Schreibweise des Projekts, das anfangs "Sued.Link" hieß, aber häufig auch ganz unmanieriert "Südlink" buchstabiert wird). Diese "Stromautobahn" wird über rund 700 Kilometer nach Norddeutschland führen und damit zahlreiche Netzengpässe überbrücken helfen, die bislang den Transport des dort an Land und auf dem Meer anfallenden Windstroms zu den Verbrauchsschwerpunkten im Süden behindern. Die Gleichstrom-Leitung zwischen den beiden Endpunkten Leingarten/Großgartach und Brunsbüttel kann mit einer Spannung von 525 Kilovolt eine Leistung von 2 Gigawatt übertragen und wird weitgehend verkabelt (200617). Die Verbindung wird von den beiden Übertragungsnetzbetreibern TransnetBW und TenneT realisiert. TenneT ist dabei für den größeren nördlichen Trassenabschnitt zuständig sowie für die weitgehend parallel verlaufende zweite Leitung des Projekts, die von Schleswig-Holstein nach Bayern führt.
Als erstes nimmt TransnetBW die Errichtung der Konverterstation bei Leingarten in Angriff, die vor zwei Jahren beim Lieferanten Siemens bestellt wurde (210808). Sie wandelt den Gleichstrom am südlichen Ende der HGÜ-Brücke wieder in Wechselstrom um und speist diesen in das normale Höchstspannungsnetz ein. Die Konverterhallen werden etwa 20 Meter hoch sein, die Gebäudeflächen umfassen knapp einen Hektar. Die Kosten bewegen sich im dreistelligen Millionenbereich. Der Konverter soll 2026 den Betrieb aufnehmen – und zwar bereits vor der Inbetriebnahme von SuedLink im Jahr 2028, um an diesem Netzknoten den Blindleistungs-Bedarf besser regeln zu können und so einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität in Baden-Württemberg zu leisten. Mit der Errichtung der ersten Leitungsabschnitte soll noch in diesem Jahr begonnen werden, die übrigen Abschnitte folgen bis Ende 2025.
Das Bundeswirtschaftsministerium hat eine 29 Seiten umfassende Übersicht zum
aktuellen Stand des Netzausbaus herausgegeben, die als PDF
heruntergeladen werden kann. Demnach werden derzeit in Deutschland in 119
Vorhaben rund 14.000 Trassenkilometer neu gebaut. Etwa 2.000 Kilometer sind
davon bereits vollständig in Betrieb. Rund 3.400 Kilometer befinden sich noch
vor dem Genehmigungsverfahren, 1.500 Kilometer sind im Raumordnungs- oder
Bundesfachplanungsverfahren. 5.400 Kilometer sind in der Planfeststellung
und rund 1.500 Kilometer befinden sich gerade im Bau.
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