Dezember 2001 |
011201 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der schwedische Vattenfall-Konzern erwirbt vom US-Konzern Mirant die 44,8-Prozent-Beteiligung an der Berliner Bewag für 1,63 Milliarden Dollar (rund 3,5 Milliarden Mark). Zusammen mit der gleich großen Beteiligung seiner Tochter HEW verfügt er damit künftig über 89,6 Prozent des Aktienkapitals an der Bewag und 92 Prozent der Stimmrechte. Die Pläne für die Bildung einer "neuen Kraft" auf dem deutschen Strommarkt aus HEW/Vattenfall, Bewag, Veag und Laubag, die von Mirant seit September blockiert wurden (010901), können damit in der vorgesehenen Form verwirklicht werden. Wie aus einer Pressemitteilung der HEW vom 3. Dezember weiter hervorgeht, sieht sich der neue Konzern als "drittgrößtes Energieunternehmen in Deutschland" nach RWE und E.ON.
HEW/Vattenfall hatte sich zuletzt entschlossen gezeigt, die "neue Kraft" auch ohne die Bewag aufzubauen und im November einen entsprechenden "Masterplan" vorgestellt (011107). Nach Informationen der "Berliner Zeitung" (4.12.) erfuhr Bewag-Chef Dietmar Winje erst am 2. Dezember von der Einigung zwischen dem Vattenfall-Vorstandsvorsitzenden Lars Josefssohn und der Mirant-Chefin Marce Fuller. Der Verkauf der Bewag-Anteile beschere Mirant einen Reingewinn vor Steuern von rund 730 Millionen Mark. Den 1997 erfolgten Einstieg bei der Bewag hatte sich der US-Konzern, der damals noch als Southern Energy firmierte, 1,5 Milliarden Mark kosten lassen (971010).
Vattenfall hatte vor zwei Jahren eine Beteiligung von 25,1 Prozent an den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW) erworben (991101) und einige Monate später zu einer satten Mehrheit ausgebaut (001002). Mit dem schwedischen Konzern im Rücken vereinbarten die HEW im August 2000 die Übernahme des 49-Prozent-Anteils der E.ON Energie an der Berliner Bewag (000801) und im Dezember 2000 die Übernahme von Veag und Laubag (001201). Erklärtes Ziel war es, aus HEW/Vattenfall, Bewag, Veag und Laubag eine "vierte Kraft" bzw. "neue Kraft" am deutschen Strommarkt zu bilden. Die Eigentumsverhältnisse bei der Bewag blieben allerdings strittig, da sich der Großaktionär Southern/Mirant heftig gegen den Verkauf des E.ON-Pakets an die HEW wehrte (000908, 001101). Erst im Frühjahr 2001 kam es zu einer Einigung zwischen den beiden Kontrahenten (010401, 010803). Scheinbar war auch geklärt, daß Vattenfall die unternehmerische Führung bei Bewag und "neuer Kraft" erhalten werde. In diesem entscheidenden Punkt erwies sich die Vereinbarung dann aber doch als brüchig ( 010901). Die Bewag konnte deshalb vorerst nicht in die Fusionspläne für die "neue Kraft" einbezogen werden, so daß diese ein Torso zu bleiben drohte.